Medikamentenmangel im Sauerland spitzt sich zu

Medikamentenmangel trifft jetzt auch psychisch-kranke Menschen

Die Medikamentenmangel im Sauerland betrifft mittlerweile auch die Psychiatrien. Besonders in der Kinder- und Jugendpsychiatrie fehlen wichtige Medikamente, so die LWL-Klinik in Marsberg. Zum Beispiel "Fluoxetin". Es ist das einzige zugelassene Medikament gegen Depression und Angststörungen. Teilweise sind auch Medikamente gegen ADHS nicht verfügbar. Dies sei für ein reiches Land wie Deutschland eine inakzeptable Situation, so Dr. med. Robert Waltereit. Er ist Ärztlicher Direktor des LWL-Klinikums Marsberg. Die behandelnden Ärzte hätten zwar die Möglichkeit, auf andere Antidepressiva umzustellen, was den Schaden begrenze. Dies entspreche in keiner Weise dem Anspruch an eine zeitgemäße Behandlung psychischer Erkrankungen.

Im Hochsauerlandkreis gibt es eine Unterversorgung mit Psychiatern und Psychotherapeuten. Das LWL-Klinikum erfülle trotzdem seinen Versorgungsauftrag in der Not- und Regelversorgung, so Dr. Waltereit. Die LWL-Kliniken Marsberg behandeln jede psychische Erkrankung. Die häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland sind Angststörungen.

Viele Gründe für die Unterversorgung

Seit etwa 25 Jahren sind immer weniger Ärzte verfügbar. Das liege an drei Ursachen, sagt der Ärztliche Direktor des LWL-Klinikums:

1. In den 90er Jahren wurden die Studienplätze in Medizin deutlich reduziert.

2. Aufgrund der Arbeitszeitgesetze arbeiten Ärzte nicht mehr wie früher 70-80 Stunden pro Woche, sondern regulär 42 Stunden

3. Aufgrund der demographischen Entwicklung gehen Ärzte und Psychotherapeuten, von denen viele noch der Baby-Boomer-Generation angehören, nach und nach in Rente. Die nachwachsenden Generationen sind deutlich geburtenschwächer.

Apotheker im Hochsauerlandkreis hatten im Mai vor einer Verschärfung der Lage gewarnt

Ein Grund für den Mangel an Medikamenten sind fehlende Rohstoffe. Diese werden oft nur noch in Ländern wie Indien oder China hergestellt bzw. verarbeitet. Von dort werden sie aktuell nicht zuverlässig geliefert. Außerdem hapere es auch oft an der Verpackung der Medikamente. Auch Papier und Pappe seien immer öfter Mangelware, so die Apotheker im HSK.

Neben fiebersenkenden Mitteln fehlten zuletzt besonders oft Präparate wie Penicillin und Antibiotika, aber auch Blutdruckmedikamente, Nasenspray und Hustensäfte. Ein Ende sei nicht in Sicht, hieß es im Mai vom Apothekerverband.

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