Maskenpflicht in Geschäften? Aerosolforscher hält wenig davon

NRW schnieft, niest und hustet wieder. Die Corona-Herbstwelle macht derzeit vielen zu schaffen. Der Ruf nach der Maskenpflicht in Innenräumen wird lauter. Macht das Sinn?

© radioNRW

Amtsärzte in Deutschland fordern angesichts der steigenden Corona-Infektionen die Rückkehr zur Maskenpflicht in Innenräumen. Vor allem in Supermärkten, Geschäften und öffentlichen Gebäuden. Wir haben beim führenden Aerosolforscher Gerhard Scheuch nachgefragt, ob das überhaupt sinnvoll ist. Er ist Experte für den Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) und beschäftigt sich Jahrzehnten mit Aerosolen.

Der Aerosol-Experte hält von einer Maskenpflicht in Innenräumen wenig. Denn die meisten Ansteckungen finden laut Scheuch ganz woanders statt: "Die Maskenpflicht greift immer nur in ganz wenigen Situationen in unser Leben ein. Beispielsweise herrscht jetzt die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber dort, wo wir uns am meisten aufhalten, dort greift sie ja gar nicht: zum Beispiel zu Hause oder bei privaten Feiern." Auch Supermärkte oder größere Geschäfte seien aus seiner Sicht unproblematisch. Da seien Masken eigentlich nicht nötig.

Wo eine Maske Sinn ergeben könnte

Das NRW-Gesundheitsministerium will erst einmal nicht wieder zurück zur Maskenpflicht. Ähnlich wie andere Gesundheitsministerien in Deutschland. Die Menschen, die sich schützen wollen, sollten dies überall dort machen, wo es eng wird oder Räume schlecht belüftet sind. Das könne auch Toiletten oder Räume sein, in denen man sich länger aufhält. Hier eine Maske zu tragen würde Sinn ergeben, denn die kann das Infektionsrisiko laut Gerhard Scheuch erheblich senken. "Wenn man eine FFP2-Maske wirklich richtig gut trägt, dann filtert die 90 bis 95 Prozent der Viren aus der Luft raus. Man kann sich dann zehn bis zwanzig Mal länger in einem infektiösen Raum aufhalten als ohne Maske", so der Forscher.

Auch OP-Masken helfen, wenn auch etwas weniger als FFP2-Maksen. Auch hier ist es wichtig, sie vernünftig aufzusetzen. Und wer wirklich auf Nummer sicher gehen möchte, kauft sich ein CO2-Messgerät, das anzeigt, wie stark eine Räumlichkeit belastet ist.

Forscher: Beim Fliegen kann man sich sehr wohl anstecken

Seit Anfang Oktober muss in innerdeutschen Flügen keine Maske mehr getragen werden. Aerosolforscher Scheuch hatte daraufhin selbst getestet, ob das Infektionsrisiko besteht oder nicht. Mit der Antwort: Der Flug an sich sei nicht das Problem, gefährlich wird es an anderen Stellen: "Beim Einsteigen und nach der Landung, habe ich relativ hohe CO2-Werte gemessen. Hohe CO2-Werte bedeuten: Die Luft wurde nicht sehr oft ausgetauscht. Wenn man Masken im Flieger tragen will und sich und andere schützen will, sollte man das beim Einsteigevorgang und nach der Landung machen. Während des Fluges ist es relativ sicher."

Autoren: Thorsten Ortmann / Joachim Schultheis

Weitere Meldungen

skyline