Lust auf Veltins ungebrochen

Trotz Beschaffungskrise: Veltins meldet das beste Halbjahresergebnis der Brauereigeschichte.

© Brauerei Veltins

Trotz der Beschaffungskrise hat die Sauerländer Brauerei Veltins in Meschede-Grevenstein das beste Halbjahresergebnis in ihrer Geschichte erzielt. "Die Lust auf Bier ist ungebrochen und wieder allerorts möglich", sagte Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz 2022. "Noch nie wurde in der Brauereigeschichte innerhalb eines halben Jahres so viel Bier gebraut", so Huber weiter.

Insgesamt erreichte Veltins ein Ausstoßwachstum von 10,1 %. Das bedeutet einen Ausstoß von rund 1,7 Millionen Hektoliter. Damit konnte das Grevensteiner Unternehmen doppelt so stark zulegen wie der Biermarkt insgesamt. Der März und der Mai 2022 waren die Monaten mit dem stärksten Ausstoß in der Brauereigeschichte.

© radio sauerland

Fassbiergeschäft boomt

Die Menschen gehen wieder in die Kneipe, ins Restaurant und in den Biergarten und wollen die Pandemie hinter sich lassen, so die Erfahrung der Brauerei. Deshalb habe vor allem das Fassbiergeschäft spürbar zugelegt. Der deutsche Biermarkt wachse im ersten Halbjahr um rund 5 Prozent, Veltins nach eigenen Angaben sogar noch mehr. Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb der Brauerei C. & A. Veltins spricht von einer straffen Aufholjagd. Mittlerweile seien nach den Verlusten der Pandemie wieder 77 Prozent des Fassbiervolumens von 2019 erreicht. Dazu hätten im Sauerland u.a. auch die Schützenfeste beigetragen.

Die Marke Veltins legte um fast 13 Prozent auf rund 1,3 Millionen Hektoliter zu, das helle Pülleken um knapp 25 Prozent auf 124.000 Hektoliter. Dagegen büßte die Marke Grevensteiner um rund 15 Prozent ein. Auch der Biermix V+ und die alkoholfreien Fassbrausen legten zu.

Die Gastronomie habe die Pandemie weitgehend unbeschadet überstanden, sagt Veltins. Sie leide aber unter Personalproblemen und habe mit erheblich höheren Betriebs- und Beschaffungskosten zu kämpfen. Die Gästen hätten die Preisaufschläge auf den Speisekarten verständnisvoll zur Kenntnis genommen, so Veltins.

Dagegen ging das Geschäft im Handel leicht zurück. Die Leute seien statt zu Hause wieder mehr unterwegs gewesen.

© radio sauerland

"Ohne Gas kein Bier"

Die unsichere Gasversorgung beschäftigt auch Veltins. Denn ohne Gas kein Bier, so Michael Huber. Die Brauerei habe sich ausreichend darauf vorbereitet, falls kein Gas mehr geliefert werden sollte. Man könne über längere Dauer weiter produzieren, so Veltins-Generalbevollmächtigter Huber. Angesichts unsicherer Lieferketten habe man sich mit Neuglas, Paletten, Etiketten und Leim bevorratet und sogar Lagerflächen angemietet. Dafür wurden 30 Millionen Euro investiert.

Um bei einer eingeschränkten Gasversorgung den Braubetrieb aufrechtzuerhalten, seien entsprechend der Empfehlung der Bundesnetzagentur vorsichtshalber Vorkehrungen getroffen worden. Innerhalb einer Stunde könne im Kesselhaus von Gas- auf Heizölbefeuerung umgestellt werden, sodass im Sudhaus ohne Unterbrechung weitergebraut werden könne. Eigens dazu wurden entsprechende Tankkapazitäten aufgebaut.

Angesichts der unsicheren Lage könne Huber auch keine Prognose für das zweite Halbjahr treffen. Es sei eine sehr schwere Krise zu befürchten. Oberstes Ziel sei es, die Gastronomie, den Handel und die Verbraucher weiter zu beliefern. Und oberstes Ziel sei es auch, die Arbeitsplätze zu sichern, betonte der Generalbevollmächtigte.

© radio sauerland
© radio sauerland

Keine Preiserhöhung geplant

Die Brauerei werde nach ihrer Einschätzung die Folgen der Pandemie schneller hinter sich lassen als die Auswirkungen der Energiekrise. Dennoch lasse sich Veltins nicht aus der Ruhe bringen und wolle seinen stabilen Wachstumsweg fortsetzen, so Michael Huber. Mit unternehmerischen Geschick und Augenmaß lasse sich die Situation meistern.

In absehbarer Zeit stehe eine weitere Preiserhöhung nicht auf der Agenda. Die Verbraucher seien dafür sensibler geworden, und Veltins wolle die Menschen nicht überfordern. Man werde zurückstecken, solange es wirtschaftlich vertretbar sei, merkte der Generalbevollmächtigte an. Außerdem sei die letzte Preiserhöhung vom April noch gar nicht im Handel angekommen.

Die Brauerei sei unverändert wirtschaftlich stabil aufgestellt. Das Millioneninvestitionsprogramm liefe nach Plan. Noch im Sommer soll die erste von zwei neuen Abfüllanlagen ans Netz gehen. Bis zum Jubiläumsjahr 2024 will Veltins für rund 100 Millionen Euro ein neues Abfüllzentrum für Flaschenbier fertiggestellt haben. Dann werden insgesamt 420 Millionen Euro in die komplette Modernisierung der Brauerei investiert worden sein.

© radio sauerland
© radio sauerland
© Brauerei Veltins
© Brauerei Veltins
skyline