Kritik an Gesundheitsminister: Lockerung der Besucherregeln für Seniorenheime kommt zu früh

Die Träger von Senioreneinrichtungen im Sauerland raten von einem Besuch am Muttertag ab

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Die Betreiber von Seniorenheimen im Hochsauerlandkreis kritisieren das NRW-Gesundheitsministerium für die schnelle Lockerung der Corona-Besuchsregeln. Durch die kurze Frist bis zum Sonntag seien die Einrichtungen gezwungen, weitere Schutzkonzepte auszuarbeiten, schreiben die Wohlfahrtsverbände im HSK in einem offenen Brief an Gesundheitsminister Laumann. Behelfslösungen und Akttionismus würden so provoziert, heißt es.Sie befürchten, dass der Muttertag von vielen Angehörigen für einen Besuch genutzt wird. Das würde alle Schutzmaßnahmen durchkreuzen.

Offener Brief der Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrtspflege an das NRW-Gesundheitsministerium

Sehr geehrter Herr Minister Laumann,


mit heutigem Schreiben meldet sich bei Ihnen die Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrtspflege des Hochsauerlandkreises und möchte zu einem aktuellen Thema Stellung beziehen. Vorab dürfen wir Ihnen und Ihrem Team für die gute Begleitung in der schwierigen Zeit einen Dank aussprechen!

Mit Mail Ihrer WTG Behörde vom Dienstag, den 05. Mai 2020 um 16:45 Uhr, haben Sie die Einrichtungen der Wohlfahrtspflege über die Pläne der Besuchsmöglichkeiten des MAGS informiert. Das offizielle Anschreiben des MAGS erfolgt nur über PFAD.invest in die Einrichtungen, mit entsprechendem Zeitverlust. Wir danken Ihnen daher für die schnelle Übermittlung auf dem direkten Wege, auch wenn die angekündigte neue Verordnung noch nicht vorliegt.

Wir, als AG Wohlfahrtspflege, teilen die Auffassung, dass weitere soziale Kontakte, neben den schon bisherigen Möglichkeiten, auch in den sensiblen Einrichtungen unserer Trägerschaften ermöglicht werden müssen. Allerdings erleben wir leider zum wiederholten Male, dass man ohne ausreichende Abstimmung mit den Trägern einen Erlass oder Verordnung des MAGS erstellt, diesen vorab medienwirksam verbreitet und dann erst die Einrichtungen informiert und um Umsetzung innerhalb weniger Tage bittet.

In Sorge um die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner sowie aller beteiligter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Einrichtungen, reagieren wir hier mit Unverständnis über die Kurzfristigkeit und Art und Weise. Wieder einmal werden kurze Fristen gesetzt, die unsere Einrichtungen in die Ausarbeitung von weiteren Schutzkonzepten zwingen. Die Erwähnung unter Punkt 7, dass der WTG Behörde das Konzept innerhalb drei Wochen zuzuleiten ist, die Lockerung aber zum 10.05.2020 eintritt, lassen uns hier an der Ernsthaftigkeit eines guten Schutzkonzeptes zweifeln. Das Erarbeiten, Umsetzen und Mittragen ist nicht das Problem. Aber aufgrund der Kurzfristigkeit, teilweise sogar die eigene Verordnung brechend, werden durch das MAGS hier nur Behelfslösungen und Aktionismus provoziert, die für alle Beteiligte erhebliches Konfliktpotenzial birgt. Schon nach der Pressemitteilung sind die ersten Anfragen von Angehörigen bei uns angekommen. Leider werden uns auch in den nächsten Tagen und Wochen nicht die Möglichkeiten gegeben, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und anvertraute Personengruppen regelmäßig zu testen. In Verbindung mit der Lockerung der Besuchsregelungen sehen wir hier erhebliche Probleme.

 

Besonders die pressewirksame Verbreitung dieser Meldungen führen zu erheblichen Mehraufwand in den Einrichtungen, dass neben der Vorbereitung eines Schutzkonzeptes sich auch die Angehörigen melden und nach den jeweiligen Regelungen in den Häusern erkundigen wollen, die aber noch gar nicht erarbeitet werden konnten. Zumal besteht die Gefahr, dass gerade der Muttertag von vielen Angehörigen genutzt werden könnte, was alle Schutzmaßnahmen konterkarieren kann. Bei einem Haus von einer Größe mit 80 Plätzen könnten das im extrem Fall 160 Personen sein (2 pro Bewohner). Ebenso weisen wir daraufhin, dass die Besuchsregelungen zu einem weiteren, erheblichen Mangel an Schutzmaterialien aller Formen beitragen wird.

Die AG Wohlfahrtspflege im HSK sichert Ihnen und Ihrer Behörde eine Übermittlung der Besuchskonzepte der Einrichtungen zu. Wir erwarten Ihrerseits eine Stellungnahme zu den geplanten Maßnahmen am Freitag, den 08.05.2020 und hoffen so, dem Schutzauftrag aller Beteiligten Genüge zu tun.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Kerstin Weitemeier

Vorsitzende AG der Verbände HSK

 

Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Hochsauerland/Soest – Stefan GoesmannCaritasverband Arnsberg-Sundern e.V. – Christian Stockmann

Caritasverband Brilon e.V. – Heinz Georg Eirund

Caritasverband Meschede e.V. – Peter Fuhrmanns

Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Kreisgruppe Hochsauerlandkreis – Kerstin Weitemeier

Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Arnsberg e.V. – Katharina Busch

Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Brilon e.V. – Thorsten Rediger, Rene Teich

Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Altkreis-Meschede e.V. – Rita Klein

Diakonie Ruhr-Hellweg e.V. – Christian Korte


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