Kinos in NRW machen wieder auf – Kann die Branche sich von Corona erholen?

Seit Wochen haben die Kinos zu. Geschlossene Räume und enges beieinander Sitzen über mindestens zwei Stunden hört sich zu sehr nach einem idealen Verbreitungsweg für Covid-19 an. Ab dem 30. Mai dürfen die Kinos wieder öffnen. Viele kleinere Kinos atmen deswegen auf. 

Förderprogramme und Gutscheinkäufe haben vielen, vor allem kleinen Kinos über die Coronakrise geholfen. Trotzdem sieht die Branche weiter mit Sorge auf die Zukunft. Wegen der Abstandsregeln werden die Kinos nur noch maximal ein Drittel bis ein Viertel der Sitze belegen können. Dazu kommen fehlende Kinostarts. Sieht man sich die Programme der Kinos an, die in anderen Bundesländern schon geöffnet haben, findet man vor allem Filme, die schon vor der Krise gestartet sind. Pixars "Onward" zum Beispiel oder die Krimi-Komödie "Knives Out". Der erste echte neue Blockbuster kommt erst Mitte Juli mit Christopher Nolans (The Dark Knight, Dunkirk) "Tenet". Die erste Comicverfilmung startet wohl im August, die Fortsetzung von "Wonder Woman". Danach sieht es bis zum Herbst erstmal mau aus.

Verleihe könnten vermehrt auf Streaming setzen

Ein kleines Beben in der Branche löste die Nachricht aus, dass Universal nach dem Streaming-Erfolg von "Trolls World Tour" über einen zeitgleichen Start von Kino und Stream nachdenkt. Die weltweit größte Kinokette AMC kündigte darauf an, in Zukunft auf das Zeigen von Universal-Filmen zu verzichten. Das würde dann auch neue Teile der "Fast and Furious"-Reihe treffen. Da hat alleine der letzte Teil im Kino über 1,2 Milliarden Dollar eingespielt. Ob Universal in dem Streit nachgibt, ist noch nicht bekannt.

Kinobesuche werden anders sein

Vom Ticketkauf bis zum Lieblingsplatz im Saal – der Sicherheitsabstand verändert den Kinobesuch. So hat etwa die Kinokette Cinemaxx angekündigt, dass es so wenige Interaktionen wie möglich zwischen Personal und Besucher geben soll. Geschäftsführer Frank Thomsen erklärt: "Beim Einlass erfolgt eine kontaktlose Ticketprüfung. An allen Kassen - Kinokasse und Gastronomietheken - kann mit Karte oder kontaktlos gezahlt werden."

Auch der Wunschplatz wird schwierig, schließlich muss der Sicherheitsabstand von 1,5 Meter eingehalten werden. Die Kinos hoffen allerdings, dass sich diese Abstandsregeln noch einmal verändern werden. Denn wenn es bei 1,5 Metern Abstand bleibt, kann ein Saal nach Angaben der Verbände HDF Kino und AG Kino maximal zu 20 oder 25 Prozent ausgelastet werden. Die Mehrzahl der Plätze bleibt leer: "Wenn zwei Plätze belegt sind, müssen 12 frei bleiben", sagt Christine Berg vom Vorstand HDF Kino. Laut Christian Bräuer von der AG Kino wäre schon ein Meter Abstand - wie in Österreich - eine Verbesserung, weil dann immerhin jede Reihe besetzt werden könnte. "Dann wäre ein Schachbrettsystem denkbar, bei dem zwar jede Reihe, die Plätze aber versetzt und nicht direkt hintereinander belegt werden."

Die Gute Nachricht: Snacks und Getränke wird es im Kino weitergeben. Allerdings müssen sich die Besucher hier auf Regeln wie im Supermarkt in der Schlange einstellen: Mund-Nasen-Schutz und Sicherheitsabstand. 

Startzeiten werden auseinander gezogen

Kinobetreiber organisieren nun auch anders als bisher. Gerade in größeren Betrieben werden die Filme stärker zeitversetzt starten als bisher, um den Andrang der Gäste zu entzerren. Es wird auch noch häufiger geputzt, vor allem Türklinken und Handgriffe. Wahrscheinlich werden auch die Türen zu den Sälen für die Zeit des Einlasses geöffnet sein, damit nicht jeder sie anfassen muss. In einigen Kinos werden die Besucher vielleicht auch mehr geleitet als bisher, indem etwa ein Ein- und ein Ausgang festgelegt wird. 

(David Müller/dpa)

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