Jahresempfang in Brilon

Der Briloner Bürgermeister Bartsch mahnt offenen Diskurs und Bereitschaft zum Kompromiss an

© Radio Sauerland

Jahresempfang der Stadt Brilon gestern im Bürgerzentrum Kolpinghaus. Dabei mahnte Bürgermeister Christoph Bartsch das Festhalten an demokratischen Werten an. Zum Beispiel die Bereitschaft zum Kompromiss. Die gehe auch in Brilon zurück, stellte Bartsch fest und nannte Beispiele:

" Auf dem Marktplatz setzen wir mit der Regenbogenfahne ein Zeichen für eine offene und bunte Stadtgesellschaft. Nach einiger Zeit wird die Fahne flachgelegt, einige Wochen zuvor erfolgt die Nachfrage bei der Bezirksregierung, ob das Aufhängen dieser Fahne überhaupt zulässig sei.

Mit der Ukrainefahne setzen wir ein Zeichen für die freiheitlich-demokratische Weltordnung. Mich erreicht eine anonyme Aufforderung, diese wieder abzunehmen oder eine russische danebenzuhängen. Mit der Israelfahne geben wir ein Bekenntnis zum Existenzrecht des Staates Israel als Heimstatt des jüdischen Volkes. Erregte Proteste in den sozialen Medien zeugen von Unverständnis und werfen Parteilichkeit und Ignoranz des Leidens im Gazastreifen vor, das Holocaust-Mahnmal am Platz der alten Synagoge wird geschändet. Abgesehen davon, dass alle davon ausgehen können, dass wir mit solchen Zeichen sehr gut abgewogene Entscheidungen treffen und Zulässigkeiten sehr wohl vorher prüfen, sollten wir uns wieder angewöhnen, in solchen Fällen das Gespräch – gerne auch streitig – zu suchen, anstelle auf Überwachung und Anarchie zu machen. All das ist Ausdruck mangelnder Diskussions- und Kompromissbereitschaft, was im Übrigen auch für umgeworfene Blumenkübel oder einen Galgen am Kreisverkehr gilt."

Das Leben in der Stadt Brilon ist durch viel Positives geprägt

Bürgermeister Bartsch hob in seiner Rede auf dem Jahresempfang auch die vielen positiven Aspekte des Zusammenlebens in Brilon hervor: "Gerade hier vor Ort haben wir aber auch die verlässlichen Strukturen, die auch durch schwere Zeiten tragen: eine gute mittelständische heimische Wirtschaft, ein von vielen aktiv unterstütztes Ehrenamt in vielfältigen Bereichen des Gemeinwohls, gute Bildungsinfrastruktur, Freizeitmöglichkeiten, Kulturangebote, Überschaubarkeit, Verlässlichkeit und Verwurzelung. Wir feiern Karneval und Schützenfeste und in diesem Jahr auch wieder unsere traditionelle Schnade, wir kommen zusammen, können uns aufeinander verlassen".

Das sei das Beste, was gegen die Versachlichung des Gemeinschaftslebens, gegen die flüchtige Rasanz der Zeit, gegen die Verdichtung komplexer Zusammenhänge in empörenden Überschriften und verkürzenden Plakaten schützt, so Bartsch

Trotz Haushaltsdefizit will die Stadt Aufgaben nicht vernachlässigen

12,3 Mio Euro Defizit erwartet die Stadt Brilon für 2024. Als Gründe dafür sieht Bürgermeister Bartsch ausschließlich nicht von der Stadt zu beeinflussende Faktoren: die konjunkturelle Delle, steigende Beiträge an die Umlageverbände, das Sorgen für Flüchtlinge und die nicht hinreichende Ausfinanzierung von Krankenhäusern durch Bund und Land. Trotz dieser Herausforderungen dürften auch die Aufgaben vor Ort nicht vernachlässigt werden. Zum Beispiel Investitionen in Bildung, Sicherheit/Feuerwehr und Infrastruktur. Bartsch forderte die Gemeindefinanzierung grundsätzlich zu überdenken.

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