Immer mehr Frauen in Sauerländer Schützenvereinen

Viele Bruderschaften sind mittlerweile nicht mehr nur für Männer offen. Den Anfang gab es bereits vor mehr als 30 Jahren in Neheim.

Aufgenommen im Juni 2019Schützenfestfahne am Mittwoch vor Fronleichnam in der Innenstadt von Meschede.
© Radio Sauerland

1991 änderte die Neheimer Sankt-Johannes-Baptist-Schützenbruderschaft ihre Satzung und erlaubte Frauen damit den Eintritt in den Verein. Gut 30 Jahre später zieht Oberst Christian Draeger ein durchweg positives Fazit: „Für mich persönlich macht die Mitgliedschaft der Frauen die Neheimer Schützenfamilie erst komplett.“ In manchen Vereinen sind Frauen ebenfalls schon seit vielen Jahren aktiv, so feiert Winterberg-Langewiese im kommenden Jahr bereits 50 Jahre Frauenbeteiligung. Diesem Beispiel sind in den vergangenen Jahren immer mehr Bruderschaften im Sauerland gefolgt. Das beobachtet auch Johannes Leineweber von der Universität Pad

Generelle Öffnung gefordert

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Tradition im Wandel“ untersucht er das Schützenwesen in Westfalen als immaterielles Kulturerbe und beschäftigt sich dabei vor allem mit dessen gesellschaftlicher Akzeptanz. In dem Zusammenhang hat er auch zum Thema Aufnahme von Frauen in Schützenvereine und – bruderschaften geforscht. Für ihn gab es dabei eindeutige Ergebnisse. „Die Umfragen im Rahmen des Forschungsprojekts zeigen, dass sich eine deutliche Mehrheit für die generelle Öffnung der Vereine für Frauen ausgesprochen hat“, so Leineweber. Dies sei in vielen Fällen auch bereits gelebte Vereinspraxis und zeige sich auch an der Teilnahme von Frauen an Schützenfesten und Königsschießen.

"Weibliche Sicht der Dinge"

So wird z.B. der Sauerländer Schützenbund aktuell von einer Bundesschützenkönigin regiert. Auch in vielen Vereinen gab und gibt es immer wieder Schützenköniginnen, so in Arnsberg Moosfelde, dort regierte Sandra Ehlen im vergangenen Jahr. Sie sagt, auch im Vorstand des Vereins seien immer mehr Frauen aktiv.

Allerdings gibt es nach wie vor Bruderschaften, zu denen Frauen keinen Zutritt haben. Ehlen hält dagegen: „Vereinen, die sich dagegen sträuben kann man nur sagen, es hilft schon oft, bei organisatorischen Dingen auch mal die weibliche Sicht darauf zu werfen.“ In Summe sei das Fest mit Frauen ausgeglichener, als wenn man nur unter Männern sei.

Schützenkonferenz in Warstein

Die Frage nach dem Umgang mit Frauen in Schützenvereinen steht auch auf der Tagesordnung der Warsteiner Schützenkonferenz am kommenden Samstag. Rund 170 Vertreterinnen und Vertreter aus Vereinen der Region werden dazu erwartet, um eine Bilanz der Schützenfestsaison 2023 zu ziehen und über aktuelle Themen und Herausforderungen zu diskutieren. Dabei geht es auch um die finanzielle Situation der Verein und die zunehmende „Ballermannisierung“ der Feste.

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