Gaskrise: Kommunen im Sauerland sparen Energie

Die Städte und Gemeinden im Hochsauerlandkreis reagieren auf die Gaskrise

Thermostat
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Wie es im Herbst mit der Energieversorgung bei uns weiter geht, weiß zum jetzigen Zeitpunkt keiner genau. Sicher ist: Gas wird knapp. Die Städte und Gemeinden im HSK bereiten sich aktuell zum Teil mit Notfallplänen darauf vor. In Winterberg wird beispielsweise eine Projektgruppe „Energiesicherheit“ die Arbeit aufnehmen. Im Schwimmbad wurde im Sportbecken die Temperatur um 1 Grad auf 28 Grad abgesenkt, damit wird der Energieverbrauch um 15 % gesenkt. In Schmallenberg wird besonderer Wert auf die optimale Einstellung der Heizanlagen in öffentlichen Gebäuden gelegt. Vor Beginn der kommenden Heizperiode werden die Anlagen erneut geprüft und möglichst effizient eingestellt. Das Gebäudemanagement wurde dort um einen speziell ausgebildeten Mitarbeiter verstärkt.

Energiesparen: Beispiele für Strategien von Städten und Gemeinden im HSK

Arnsberg:

Die Stadt nimmt die derzeitige Energiesituation (Verknappung und Verteuerung) in Deutschland und Europa sehr ernst, so ein Stadtsprecher. Oberstes Ziel sei jedoch, unnötige Unruhe in die Diskussionen um die Einsparmöglichkeiten bzw. -erfordernisse in Sachen Energie zu bringen.

Aus diesen Gründen hat Bürgermeister Ralf Paul Bittner nach Abstimmung mit weiteren Gremien die Einrichtung einer „Arbeitsgruppe Energie“ angeregt. Die „Arbeitsgruppe Energie“ versammelt dabei alle erforderlichen Vertreter:innen aus den am Thema beteiligten Fachbereichen. Gemäß der Absicht, überstürztes Entscheiden und Handeln zu vermeiden und damit auch die Bürger*innen zu verunsichern, steht zunächst eine Bestandsaufnahme auf dem Programm. Dabei wird zum Beispiel geklärt, wieviel Energie an welcher Stelle mit welchen sinnvollen Maßnahmen und welchem Ergebnis in der Sache eingespart werden kann. Erst danach werde entschieden, wie konkrete Energiesparmaßnahmen aussehen könnten.

Ziel der „Arbeitsgruppe Energie“ ist es, einen Maßnahmenkatalog mit realistischen Ansätzen zu formulieren. Die Stadt Arnsberg möchte sich damit auf die kommenden Entwicklungen bei der Energieversorgung bestmöglich vorbereiten und ihren Beitrag leisten. Wichtig ist, das Thema sachlich und fundiert zu besprechen, ohne Panik zu schüren.

Sundern:

Die Stadt Sundern hat schon sehr konkrete Vorstellungen, wie Energie eingespart werden soll. Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke hat die Vorschläge und Maßnahmen vergangene Woche der Öffentlichkeit vorgestellt. . Am 25./26.07.22 solle sich entscheiden, ob in Deutschland eine Gasmangel-Lage eintritt. In einem solchen Fall würden bundesweite Notfall-Pläne in Kraft treten. Auf städtischer Ebene werde dann ein Krisenstab eingesetzt, der sich die Bewältigung der Folgen für die Bevölkerung zur Aufgabe macht.

Es müsse aber ab sofort deutlich beim Gas- und Energieverbrauch gespart werden, so Willecke. Besonders wichtig sei dabei der Energieverbrauch in städtischen Gebäuden wie dem Rathaus, Hallenbädern und Turnhallen aber auch Schulen, Kindergärten und Feuerwehrgerätehäusern. Geplant sei ab dem 01.09.22 die Raumtemperaturen auf 20 Grad abzusenken.

Bei den städtischen Bädern werden die größten Einsparpotentiale gesehen. Für das Hallenbad wird vorgeschlagen, es nach der Trockenwartung und dem Einbau des neuen Hubbodens ab Mitte September bis zunächst Januar 2023 zu schließen. Weiter sollen das Bad und die Sauna im Haus des Gastes geschlossen werden. Das Lehrschwimmbad in Hachen soll nach der Sommerpause bis zunächst Januar 2023 nicht wieder geöffnet werden.

Ausschlaggebend für die Regelungen in den Bädern seien nicht nur energiepolitische Erwägungen, sondern auch die dort explodierenden Kosten für das benötigte Gas. Sollten die Bäder ganzjährig geöffnet bleiben, würden sich die Energiekosten annähernd verdreifachen. Als „Ausgleich“ soll das Strandbad bei entsprechender Witterung länger als geplant geöffnet bleiben.

Weiter sei geplant, den großen Raum im Haus des Gastes bis auf weiteres zu schließen. Die Weihnachtspause im Rathaus soll einheitlich vom 24.12.22 bis zum 02.01.23 sein. Die Notdienste gelten ununterbrochen. In allen Gebäuden wird, soweit noch nicht geschehen, das Heizsystem auf reinen Warmwasserbetrieb umgestellt. In den Schulen und der VHS soll die Raumtemperatur reduziert werden. Turnhallen und große städtische Veranstaltungsräume sollen im Winter nicht mehr geheizt werden. Auch die Weihnachts- und Adventsbeleuchtung soll auf den Prüfstand. Wasserspiele, Springbrunnen (wie die Sorpe-Fontäne) und Fassadenbeleuchtungen könnten abgeschaltet werden. Die städtischen Gebäude sollen auf Energieverluste hin überprüft werden, z.B. zum Beispiel soll geschaut werden ob die Fenster dicht sind.

Auch die Mitarbeiter*innen der Stadt Sundern sollen Strom und Gas sparen:

- Wo es sich anbietet sollten Fahrgemeinschaften gebildet werden.

- In den Büros, Fluren und Außenstellen müssen die Heizungen abends und am Wochenende aus bzw. niedriger gestellt werden.

- Wo möglich sollten Ortstermine eingeschränkt und Videokonferenzen genutzt werden.

- Verzicht von unnötiger Beleuchtung v.a. auf den Fluren

- Stoßlüften der Büros und sonstigen Räume.

Die Stadt Sundern ist offen für weitere Sparvorschläge:

energiesparen@stadt-sundern.de



Schmallenberg:

Die Stadt Schmallenberg investiere seit Jahren in die energetische Sanierung der städtischen Gebäude, so die Stadt. Ob Stadthalle, Kurhaus, Kindergärten oder Schulen – bei jeder Maßnahme gehe es um Wärmeisolierung, energiesparende Fenster und Türen, moderne Heizungsanlagen, effiziente Pumpen und vieles mehr . Aktuell bekommt die Grundschule Bödefeld eine neue Pellet- und Wärmepumpenanlage. Auf Gas als Energieträger werde vollständig verzichtet.

Besonders wichtig sei eine optimale Einstellung der Heizanlagen. Vor Beginn der kommenden Heizperiode würden die Anlagen erneut geprüft und möglichst effizient eingestellt. Das Gebäudemanagement wurde um einen speziell ausgebildeten Mitarbeiter verstärkt.

Überall im Stadtgebiet von findet man inzwischen die neuen energiesparenden LED Straßenleuchten. Rund 1 200 Lampen seien bereits umgestellt worden. Man sei im Gespräch mit dem Energieversorger. Er werde zeitnah vorstellen, wie mit den restlichen Leuchten verfahren werden könne.

Das Freibad Schmallenberg wird ausschließlich über Solarenergie beheizt. Das SauerlandBAD ist neben der Realschule und dem Musikbildungszentrum bereits seit 10 Jahren an eine Biogasanlage angeschlossen und wird über die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme beheizt.

Besonders wichtig sei eine optimale Einstellung der Heizanlagen. Vor Beginn der kommenden Heizperiode würden die Anlagen erneut geprüft und möglichst effizient eingestellt. Das Gebäudemanagement wurde um einen speziell ausgebildeten Mitarbeiter verstärkt.

Die jüngsten Entwicklungen waren für die Stadt Schmallenberg Anlass, nach weiteren Einsparmöglichkeiten zu suchen. Schnell umsetzten ließe sich richtiges Lüften.

Abzuwarten bleibt, welche weiteren Maßnahmen eine sich vielleicht weiter verschärfende Energiekrise erforderten. Gemeinsam mit dem Stadtrat wären dann gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu entscheiden, heißt es von der Stadt Schmallenberg.

Brilon:

Die Stadt Brilon sei sich ihrer Ressourcenverantwortung vollends bewusst, heißt es auf Anfrage. Unabhängig von der aktuellen Situation prüfe die Stadt bereits bei jeder Maßnahme, ob im Bau- oder Liefer- und Dienstleistungsbereich, eine Optimierung des Ressourcenverbrauchs. Beispielhaft seien hier im Baubereich energetische Sanierungen und energieeffiziente Neubauten. Im Liefer- und Dienstleistungsbereich sei der Ressourcenschutz ebenfalls sehr wichtig. Wenn neue PCs oder Monitore angeschafft würden, sei nicht nur der Preis, sondern auch der Verbrauch ein Auswahlkriterium. Die Mitarbeiter würden außerdem für das Thema Energiesparen sensibilisiert.


Durch die sich aktuell zuspitzende Marktlage im Energiebereich bekomme das Thema nochmals eine ganz besondere Bedeutung. Die Stadt Brilon prüfe aktuell, wie die im Standard bereits etablierten Maßnahmen weiter optimiert und sinnvoll ergänzt werden könnten. Das Briloner Hallenbad beispielsweise wird über ein Blockheizkraftwerk (Holzhackschnitzel) mit Wärme versorgt. Bei der Prüfung weiterer Einsparpotentiale gelte im Regelfall die Einzelbetrachtung. Eine pauschale Regelung mache keinen Sinn.


Winterberg:

Die Stadt Winterberg will prüfen, wie besonders zu schützende Objekte, zum Beispiel Schulen, versorgt werden können. Außerdem gehe es um die Frage, wie Energie in kommunalen Einrichtungen gespart werden könne. Auch wie die Bürgerinnen und Bürger bezüglich eines drohenden Energiemangels umsichtig sensibilisiert werden könnten, sei wichtig. Einerseits müssten alle Möglichkeiten zur Senkung des Gasverbrauchs geprüft werden. Andererseits gelte es auch Szenarien zu entwickeln, wie mit einem Ausfall insbesondere der Gasversorgung mittel- und langfristig umzugehen sei.

Zur weiteren Begleitung und Umsetzung der Maßnahmen werde eine Projektgruppe „Energiesicherheit“ die Arbeit aufnehmen. Das erste Treffen wird zeitnah stattfinden.

Bereits getroffene Maßnahmen:

In Winterberg wurde im Bad die Temperatur im Sportbecken um 1 Grad auf 28 Grad abgesenkt. Schwimmer seien die ganze Zeit in Bewegung und blieben dadurch war. Im Bewegungsbecken, indem die Kinder schwimmen lernen oder die Rentner ihre Rehakurse durchführen, bleibt die Temperatur unverändert. Damit soll verhindert werden, das Badnutzer frieren. Durch die Absenkung der Wassertemperatur im Sportbecken werde der Energieverbrauch des Sportbeckens um 15 % verringert.


Meschede, Olsberg, Bestwig:

An Planungen zu weiteren Energiesparmaßnahmen in kommunalen Liegenschaften werde in den Städten Meschede und Olsberg sowie in der Gemeinde Bestwig aktuell gearbeitet, heißt es aus den 3 Kommunen. Das Thema Energieeinsparung und -effizienz sei in den Kommunen keineswegs neu. Durch umfangreiche energetische Sanierungen, die in den vergangenen Jahren - vor allem auch mit Unterstützung durch diverse Förderprogramme - durchgeführt worden sind, haben die Städte Meschede und Olsberg sowie die Gemeinde Bestwig den Energiebedarf ihrer kommunalen Gebäude bereits sehr deutlich reduziert, heißt es. Weitere Maßnahmen sind zurzeit in der Planung. Sie würden mit den betroffenen Einrichtungen und den kommunalpolitischen Gremien abgestimmt.

Warstein:

Angesichts der drohenden Gasengpässe suchen auch die Stadtwerke Warstein nach Möglichkeiten, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Deshalb wird jetzt die im Sommer wenig genutzte Kota-Sauna im Außenbereich geschlossen. Die anderen Saunabereiche werden aktuell nicht eingeschränkt.  

„Unsere Sauna-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter führen eine Strichliste darüber, wie intensiv welcher Sauna-Bereich genutzt wird. Dabei kam heraus, dass insbesondere die Kota-Sauna im Außenbereich angesichts der aktuell recht hohen Temperaturen relativ wenig frequentiert wird. Deshalb schließen wir jetzt diesen Bereich und können auf diese Weise unseren Gasverbrauch reduzieren. Wir bitten alle Gäste um Verständnis für diese Maßnahme“, erläutert Badleiter Dennis Justus. Die Elektrizität, mit der die Saunen beheizt werden, produziert das Allwetterbad in einem Blockheizkraftwerk selbst – und zwar mit Gas.

Die Öffnungszeiten der weiteren Bereiche der Saunalandschaft des Warsteiner Allwetterbades bleiben aktuell unverändert bestehen. Allerdings behalten sich die Stadtwerke Warstein vor, je nach Entwicklung der Lage und der Besucherzahlen, weitere Bereiche der insgesamt drei Saunen umfassenden Saunalandschaft zu schließen. 

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