Demokratie-Ausstellung im Sauerland Museum
Veröffentlicht: Freitag, 25.07.2025 00:00
Sonderausstellung im Sauerland Museum befasst sich ab Oktober mit der Demokratie im Sauerland.

In Zeiten in denen Populisten regieren und die Demokratie in vielen Ländern ins Wanken gerät, bereitet das Sauerland Museum in Arnsberg eine neue Ausstellung zum Thema Demokratie vor. Die Ausstellung zeigt ab Oktober wie sich die demokratische Gesellschaft im Sauerland seit dem Ersten Weltkrieg entwickelte. Ausgehend von einer Republik mit nur wenigen Demokraten in einer religiös dominierten Gesellschaft zeigt die Ausstellung die demokratische Entwicklung. Titel ist „Mit Herz, Hand und Verstand. Demokratisches Leben im Sauerland“. Es werden auch die beiden Jubiläen abgebildet, die dieses Jahr anfallen, das 100-jährige Bestehen des Sauerland-Museums und die kommunale Neugliederung vor 50 Jahren.
Blick auf 100 Jahre
Die Ausstellung befasst sich mit verschiedenen Aspekten der Demokratie zwischen 1925 und 2025. Zunächst stehen die Grundlagen der Staatsform Demokratie im Mittelpunkt. Dazu gehören u.a. Wahlen, das Grundgesetz und die Verfassung. In Deutschland wurde für die Demokratie schon mehrfach gekämpft. Ein Beispiel hierfür ist das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold mit seinen regionalen Ortsgruppen, eine Organisation, die sich in der Weimarer Republik für die Verteidigung der Demokratie einsetzte. In diese Zeit fällt die Gründung des Sauerländer Heimatmuseums, aus dem später das Sauerland-Museum hervorging. Gründungsabsicht des Sauerländer Heimatmuseums war es, die Geschichte und Kultur des Sauerlandes zu bewahren. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten war die Verteidigung der Demokratie vorerst gescheitert. Die Thematisierung der Militärgerichtsbarkeit kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs leitet über in die Präsentation von Verwaltung im Allgemeinen, als umsetzende Instanz von Gesetzen, die vor Ort ausführt, was regional oder überregional politisch beschlossen wird.
Beispiele für demokratische Prozesse vor Ort
Beispiel kommunale Neugliederung in NRW von 1975.
Ziel war eine Zusammenlegung von kleineren Gemeinden zu größeren zusammenhängenden Kreisen. Dadurch sollte die Verwaltung vereinfacht und Kosten gespart werden. In der Bevölkerung sind die Diskussionen darüber, welche Gemeinde welchem Kreis zugeordnet wird, teilweise noch heute aktuell, so das Museum.
StopKoop
Um den Einfluss der Staatsform Demokratie auf das konkrete Leben der Menschen vor Ort zu zeigen, wird ein Blick auf die Aktion StopKoop geworden. Diese Bürgeraktion sammelte 1978 unterstützt von der CDU 3,6 Millionen Unterschiften in NRW, die für ein Volksbegehren gegen die von der SPD/FDP-Regierung geplanten „kooperativen Gesamtschulen“ ausreichend waren. Ein tatsächlicher Volksentscheid war in diesem Fall nicht notwendig, da die Regierung ihre Pläne zurückzog. Mit 29,9% aller Stimmberechtigten ist dieses Volksbegehren das erfolgreichste seiner Art in Deutschland.
Bobbahnbau
Als ein Beispiel der überregionalen Bedeutung regionaler Themen dient die Diskussion um den Bau der Bobbahn (heute Veltins EisArena). Der Zeitzeuge und damalige Bundestagsabgeordnete Ferdi Tillmann erzählt hier von der Wichtigkeit, als Bundestagsabgeordneter die Anliegen der Bürger im eigenen Wahlkreis im Blick zu behalten und sich dafür einzusetzen. Tillmann setzte sich erfolgreich für den Bau der Bobbahn ein. 1977 wurde sie in Winterberg eröffnet.
Müllbeseitigung
Die Überlegung, im HSK ein Testgebiet für eine Anlage der Firma ORFA Recycling GmbH zu errichten, beschäftigte in den 1980er und 1990er Jahren die Verwaltung und die Bürger besonders in Meschede. Parallel zu den Planungen und Prüfungen des HSK gab es Einwohnerversammlungen, Infoabende usw., die letztlich in ca. 2.200 Einwendungen von Anwohnern gegen den Bau der Anlage mündeten. Auch dies ist eine demokratische Möglichkeit, als Bürger seiner Meinung bei politischen Entscheidungen Gehör zu verschaffen und somit ein Teil der Demokratie.
Windkraft und Migration
Weitere Themen, die durch die darum bestehenden vielfältigen Diskussionen breite politische Teilhabe abbilden, werden mit Migration und Windkraft präsentiert. Auch der Bevölkerungsschutz sowie Social Media spielen in diesem Kontext eine Rolle. Parallel zu den genannten Themen will die Ausstellung in einzelnen Themeninseln ein Gefühl für die Veränderung der Lebensbedingungen in den letzten 100 Jahren vermitteln. Dafür werden mithilfe typischer Objekte die Schwerpunktjahre 1925, 1975 und 2025 visualisiert, damit die Besucher besser einordnen können, in welchem gesellschaftlichen Kontext die gezeigten politischen Themen standen und stehen.
Zukunftsforum
Den Abschluss der Ausstellung bildet ein Zukunftsforum. Es soll Diskussionsraum sein, in dem die Besucher die Möglichkeit haben, über verschiedene aktuelle Themen zu diskutieren, abzustimmen und sich aktiv an der Ausstellung zu beteiligen. Dieses Forum soll auch als Vermittlungsort für Schulklassen und kleinere Gruppen genutzt werden.
Kosten und Finanzierung
Die geschätzten Gesamtkosten der Ausstellung liegen bei 356.000 Euro. Die LWL-Kulturstiftung fördert die Ausstellung mit 81.000 Euro. Der Arnsberger Heimatbund unterstützt mit einer Spende von 5.000 Euro. Der Förderverein beteiligt sich ebenfalls. Hinzu kommen Sponsorenmittel. Die Eintrittserlöse werden auf ca. 70.000 Euro geschätzt. Der Eigenanteil von ca. 185.000 Euro ist über den Wirtschaftsplan eingeplant. Die erforderlichen Mittel sind im Wirtschaftsplan 2025 vorgesehen bzw. werden im Entwurf des Wirtschaftsplans 2026 eingeplant. Im Jahr 2024 wurden bereits Aufwendungen in Höhe von ca. 10.000 € an das Gestaltungsbüro gezahlt.