Buch über Hüstener Kirmes

Geschichte der Hüstener Kirmes


© Heimatbund Neheim-Hüsten

Wegen Corona fällt die Hüstener Kirmes in diesem Jahr aus. So eine Absage gab es zum letzten Mal Anfang der 1950er Jahre wegen Kinderlähmung. Einen Blick in die Geschichte des größten Volksfests im Sauerland wirft jetzt ein neues Buch. Neben Fakten gibt es auch Anekdoten aus der rund 1000-jährigen Geschichte der Kirmes. Auch wenn das Volksfest ausfällt, wird am Freitag trotzdem der Kirmeshahn an der St.Petri Kirche in Hüsten aufgesetzt.

Hüstener Kirmesgeschichte

Der Autor Reiner Ahlborn hat auf 180 Seiten neben der Geschichte auch Fotos, Zeitungsartikel zusammengetragen. Hier ein Auszug aus der Übersicht des Heimatbundes Neheim-Hüsten :

Ob die Hüstener Kirmes wie angenommen über 1000 Jahre alt ist und auf die Gründungszeit Hüstens um 800 zurückgeht, lässt sich bis heute leider nicht schriftlich belegen. Letztlich ist das Alter der Kirmes auch nicht so wichtig wie die Verbundenheit der Bevölkerung aus nah und fern mit ihr.

Nach Recherchen des Autors dürfte die Kirmes auf einem mittelalterlichen Viehmarkt gründen, wie viele andere Jahrmärkte in der Umgebung auch. Belegbare Daten sind:

1774 erstmalige schriftliche Erwähnung eines Jahrmarktes in Hüsten im kurkölnischen Staats- und Landkalender für das Jahr 1774

1841 Erste schriftlich erwähnte Tierschau in Hüsten. Bis 1873 fand die Tierschau regelmäßig in Hüsten statt; 1874 wurde sie nach Sundern und 1875 nach Neheim vergeben.

1876 Nach Querelen um die Vergabe der Kirmes am 9.6.1876 treten die Mitglieder der „Hüstener Fraktion“ geschlossen aus dem Landwirtschaftlichen Kreisverein Arnsberg aus und gründen am selben Tag den Landwirtschaftlichen Lokalverein Hüsten. Im gleichen Jahr richtet der Lokalverein am 18. September in eigener Regie eine Tierschau mit Jahrmarkt und Pferderennen aus. 1879 wird der rennsportbegeisterte Graf von Fürstenberg Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Lokalvereins. Innerhalb des Lokalvereins wird ein „Rennclub“ gegründet, der die Pferderennen veranstaltet.

1879 verbietet der Ehrenamtmann von Lilien die Straßenkirmes, sodass Jahrmarkt und Tierschau auf die Riggenweide (heutiges Gelände der Polizei) umziehen müssen.

1893 findet das erste Pferderennen auf der Klosfuhr statt.

1894 verbietet der Ehrenamtmann von Lilien zudem das Abhalten der Kirmes am Sonntag, was auf große Verbitterung in der Bevölkerung stößt.

1897 wird ein selbstständiger „Renn-Verein Hüsten“ gegründet, der Rennen nach englischem Vorbild organisiert. Dieser Rennverein wird sofort Mitglied in wichtigen Dachorganisationen, die Rennen werden professioneller und finden großen Zuspruch. In der Zeit vor dem I. Weltkrieg besuchen jeweils deutlich mehr als 5.000 Menschen die Pferderennen in Hüsten.

1914 beendet der I. Weltkrieg die Pferderennen. Sie werden auch nach dem Krieg nicht wiederaufgenommen, von wenigen lokalen Veranstaltungen in den dreißiger Jahren und SA-Reiterkämpfen in der Zeit des Nationalsozialismus einmal abgesehen.

1933 muss sich der landwirtschaftliche Lokalverein Hüsten selbst auflösen. Da die Nationalsozialisten wenig Interesse an der Fortführung der Kirmes in hergebrachter Form haben, wird am 27. Februar 1935 die „Hüstener-Kirmes-Gesellschaft e. V. Hüsten“ gegründet, die noch heute Kirmes und Tierschau organisiert. Damit ist die Hüstener Kirmes einer der ganz wenigen Jahrmärkte dieser Größe in Deutschland, die von einem privaten Verein organisiert und durchgeführt wird.

50er Jahre  Nach etlichen Schwierigkeiten finden Tierschau und Kirmes zu alter Größe zurück. Da das Gelände an der Riggenweide auf Dauer zu klein wird, wird die Tierschau 1958 auf die andere Seite der Ruhr an die Wagenbergstraße verlegt; dazu wird während der Kirmeszeit eine Notbrücke über die Ruhr geschlagen.

1985 zieht die Kirmes wegen des Baus der Nordtangente auf die gegenüberliegende Seite der Arnsberger Straße, auf das heutige Kirmesgelände „Hüsten-Ost“. Gleichzeitig kehren Kram-Markt und Tierschau an ihren angestammten Platz rund um die St. Petri-Kirche zurück.

1990er Jahre Neben Kirmes und Tierschau wird das Programm im Festzelt stetig ausgebaut und zu einem weiteren Standbein der Hüstener Kirmes.


Quelle: Reiner Ahlborn


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