Bestwig: Renaturierungsarbeiten an der Ruhr gehen weiter
Veröffentlicht: Donnerstag, 17.10.2024 10:57
Zwischen Bestwig und Velmede haben Bauarbeiten am Hennenohl begonnen

Die Ruhr im Sauerland ist an vielen Orten im Sauerland schon in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt worden. Auch in Bestwig wird die Ruhr renaturiert. Jetzt haben dafür die Bauarbeiten im Bereich Hennenohl zwischen Velmede und Bestwig begonnen. Auf rund zwei Hektar Fläche kann die Ruhr künftig Nebenarme, Kiesbänke und kleine Inseln entwickeln - und so zu einem Biotop mit überaus vielfältigen Lebensräumen für Tier- und Pflanzenwelt werden. Das habe viele positive Aspekte, so die Gemeinde Bestwig: Mehr Natur, mehr Hochwasserschutz, mehr Artenvielfalt und mehr Erlebnisqualität direkt im Ort.
Neues Bett für die Ruhr
Dem Fluss wird – bildlich gesprochen – „sein neues Bett gemacht“. „Wir bilden die natürlichen Voraussetzungen eines Auen-Gebirgsflusses nach“, erläutert Friedhelm Koch, Umwelt-Ingenieur der Gemeinde Bestwig. Nach Abschluss der Arbeiten wird die Ruhr sich selbst überlassen. „Sie kann sich dann auf natürlich Weise weiterentwickeln“, so Dipl.-Ing. Axel Sobirey von der Gesellschaft für Wasserwirtschaft, Gewässerökologie und Umweltplanung (WAGU).
Bisherige Renaturierungsmaßnahmen hätten eine sehr hohe Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern gewonnen, freut sich der Bestwiger Bürgermeister Ralf Péus: „Die Erlebbarkeit eines naturnahen Gewässers direkt im Ort – das ist schon ein Alleinstellungsmerkmal für die Gemeinde Bestwig.“ Mit der Renaturierung erfüllt die Gemeinde Bestwig zudem einen gesetzlichen Auftrag: Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie“ verpflichtet die Städte und Gemeinden dazu, die Flüsse in einen guten ökologischen Zustand zu entwickeln.
Diese Arbeiten stehen bei der Renaturierung der Ruhr an
In einem ersten Schritt werden derzeit Oberboden und weiteres Material ausgebaggert und abgefahren, um den Höhenunterschied zum derzeitigen Flusslauf zu beseitigen. „Rund 1.500 Treckerladungen“, erklärt Silke Sauer vom ausführenden Unternehmen Sauer & Sommer. Lange Wege entstehen nicht – das Material wird an anderer Stelle in der Gemeinde Bestwig verwertet. Allerdings: Verschmutzungen der Bundesstraße sind in den kommenden Wochen nicht ausgeschlossen. Das Unternehmen sei bemüht, diese Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten und Verschmutzungen zeitnah zu beseitigen, so Friedhelm Koch.
In einem zweiten Schritt wird dann das Gelände profiliert und das neue Flussbett angelegt. Dabei setzt das Tiefbauunternehmen Sauer & Sommer „Hightech“ ein: „Die genauen Pläne sind mit ihren GPS-Daten auf den Fahrzeugen hinterlegt“, erläutert Silke Sauer, „der Maschinist sieht das und kann es sofort umsetzen.“ Bis Ende des Jahres, so hofft Axel Sobirey, soll der Großteil der – stark witterungsabhängigen – Arbeiten beendet sein.
Den Rest der Renaturierung über nimmt die Ruhr. Axel Sobirey: „Den Rest macht die Natur - eine Sandbank wird nach einem Hochwasser vielleicht 100 Meter flussabwärts sein.“ Das aber sei nicht nur ökologisch wichtig, sondern auch für Besucher attraktiv, unterstreicht Friedhelm Koch: „Wer sich hier bewegt, wird stets etwas Neues und Unbekanntes erleben.“
Sperrung des Fuß- und Radweges durch die Ruhrauen
Der Fuß- und Radweg durch die Ruhrauen ist im Abschnitt zwischen der Firma Busch und der „Wackelbrücke“ in Velmede für den Fußgänger- und Radverkehr voll gesperrt, da eine Nutzung während des Baustellenverkehrs gefährlich ist. Als Ersatz stehen die Fuß- und Radwege entlang der L743 - der früheren „Bundesstraße“ – zur Verfügung. Die Gemeinde Bestwig bittet alle Verkehrsteilnehmer um Verständnis und Beachtung.