Bestattungskultur im Sauerland im Umbruch
Veröffentlicht: Samstag, 19.11.2022 09:18
Olsberg-Assinghausen wird jetzt als Standort für einen Ruhewald geprüft. Stadt Schmallenberg kümmert sich um Grabpflege.
Nach dem Tod unter einem Baum im Sauerland begraben sein - die Nachfrage nach einer Bestattung in der Natur wächst. Die Stadt Olsberg will jetzt prüfen, ob auf dem Iberg bei Assinghausen ein Ruhewald eingerichtet werden kann. Die Fachbehörden müssen zu diesen Plänen noch ihr o.k. geben, so ein Sprecher. Der Rat Olsberg und der Dorfgemeinschaftsverein "Wir in Assinghausen" sehen das Projekt positiv.
Ruhewald in Assinghausen
Die Fläche für einen möglichen Ruhewald auf dem Iberg bei Assinghausen ist 7000 Quadratmeter groß und mit bis zu 150 Jahre alten Buchen und Traubeneichen bewachsen, so ein Sprecher der Stadt Olsberg.
Ziel sei es, eine überschaubare Anlage zu schaffen, auf der verstorbene Menschen aus dem Olsberger Stadtgebiet ihre letzte Ruhe finden können – Beisetzungen von Personen außerhalb der Stadtgrenzen seien in den Überlegungen nicht vorgesehen. Gespräche mit dem Eigentümer der Fläche seien bereits konstruktiv verlaufen, heißt es. Ob und wann es tatsächlich zu einer Umsetzung des Ruhewaldes kommt, ist im Moment noch ungewiss.
Ruhewälder im Sauerland
2009 wurden in Arnsberg zuerst auf dem Friedhof „Rumbecker Holz“ Baumgräber angeboten. Seit 2020 sind Baumbestattungen auf allen städtischen Friedhöfen möglich.
Die Baumbestattung sei mittlerweile die meistgewählte Bestattungsform überhaupt, heißt es von der Stadt Arnsberg.
Hallenberg und Winterberg betreiben jeweils einen Ruhewald. Unabhängig vom Wohnort haben Menschen dort die Möglichkeit einen Familien- oder Freundesbaum mit 10 Grabstellen oder eine einzelne Grabstelle an einem Gemeinschaftsbaum zu erwerben., heißt es von der Stadt Hallenberg.
So ähnlich läuft es auch im Ruhewald von Winterberg. Die Nutzungsrechte werden zu mehr als der Hälfte an Menschen von außerhalb Winterbergs verkauft.
Auf dem Gebiet des Kreises Soest gibt es einen Friedwald am Möhnesee.
Stadt Schmallenberg ändert Friedhofssatzung
Auch in Schmallenberg kommt es immer seltener vor, dass Verstorbene in einem Sarg beerdigt werden. Der aktuelle Trend geht ganz klar in Richtung Urnengrab. Auf dem Schmallenberger Friedhof besteht seit vielen Jahren die Möglichkeit, Urnen pflegefrei entweder im Urnenhain auf dem Neuen Friedhof oder in einem speziellen Bereich auf dem Alten Friedhof beizusetzen. „Vor 10 Jahren fanden bei uns in Schmallenberg 45 Prozent Urnenbestattungen statt, inzwischen sind das über 70 Prozent, erklärt Martin Dornseifer von der Stadt. Die Bestattungskultur verändert sich weiter, die Bürgerinnen und Bürger wünschen sich immer neue Bestattungsformen, deswegen ist in Schmallenberg eine neue Friedhofssatzung in Kraft getreten. Bislang war grundsätzlich eine sogenannte Reihenbestattung von einzelnen Urnen möglich. Eine gemeinsame Belegung von zwei Urnen z.B. für Paare gab es nicht. Durch die Widmung eines Friedhofsteils auf dem Alten Friedhof kann sofort auch eine pflegefreie Bestattung von zwei Urnen in einer Wahlgrabstätte ermöglicht werden. Die Kosten für das Nutzungsrecht für 40 Jahre liegen bei ca. 1250 Euro. Darüber hinaus sind auf dem Alten Friedhof nun auch pflegefreie Sargbestattungen möglich. Pflegefrei bedeutet immer, dass sich Angehörige nicht selbst um die Pflege eines Grabes kümmern müssen. Diese wird von der städtischen Friedhofsverwaltung übernommen. Ein sogenanntes Rasengrab kostet nach Angaben der Stadt Schmallenberg knapp 930 Euro. Auf allen pflegefreien Gräbern auf dem Friedhof der Stadt Schmallenberg werden Grabplatten mit den Daten der einzelnen Verstorbenen verlegt. Auch hier werden die Angehörigen entlastet. Die Stadt kümmert sich um die Gravur und das Verlegen der Grabplatten.
Friedhofsflächen
Sterben ist für die meisten von uns ein unangenehmes Thema. Trotzdem müssen wir und unsere Angehörigen irgendwo beerdigt werden. Dafür stehen im Hochsauerlandkreis 157 Hektar Friedhofsfläche zur Verfügung, so aktuelle Zahlen von NRW IT. Das entspricht ungefähr einer Fläche von 220 Fußballfeldern. Die größten Friedhofsflächen pro Kopf hat Marsberg mit über 7 Prozent an der Gesamtfläche. Medebach und Bestwig haben gemessen an den Einwohnern die wenigsten Friedhofsflächen.