Aus Angst zu spät zum Arzt

In Arztpraxen und Kliniken bleiben die Patienten weg

Im Behandlungszimmer beim Arzt (Symbolbild).
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Die Krankenhäuser und Arztpraxen im Sauerland laufen langsam wieder auf Normalbetrieb, aber die Patienten bleiben aus. Aus Angst vor einer Corona-Ansteckung schieben viele Sauerländer den Arztbesuch oder den Operations-Termin auf. Im Klinikum Hochsauerland sind 20% weniger Notfälle eingeliefert worden, auf den Stationen sind 30% weniger Betten belegt. Ähnlich sieht es auch in anderen Kliniken des HSK aus. Bei wirklich starken Beschwerden sollten Patienten unbedingt rechtzeitig zu ihrem Hausarzt gehen, in die Klinik kommen oder am besten gleich den Rettungsdienst 112 rufen, appelliert Dr. Martin Bredendiek, Ärztlicher Direktor im Klinikum Hochsauerland. Die Sorge vor einer Corona-Infektion stehe in keinem Verhältnis zu dem gegebenenfalls erschwerten Krankheitsverläufen oder bleibenden Schäden, die aus einer verspäteten Therapie entstehen können. Die Klinikärzte im Sauerland beobachten immer mehr, dass selbst schwer Erkrankte deutlich später und in deutlich schlechterem Zustand ins Krankenhaus kommen, was die Heilungschancen oft verschlechtert.

Im Krankenhaus kein Kontakt zu Coronafällen

Die Krankenhäuser arbeiten zunehmend wieder im normalen Regelbetrieb, allerdings weiterhin unter den Corona-Schutzbestimmungen. Auch wird ein Teil der Stationen und Intensivbereiche für die Behandlung von Corona-Erkrankten vorsorglich freigehalten. Die Bereiche sind aber streng vom übrigen Krankenhaus-Geschehen getrennt, auch beim Personal gibt es keine Überschneidungen. Die hohen Hygienestandards tragen ebenfalls zur Sicherheit der Patienten im Krankenhaus bei.

 

Auch in den Arztpraxen fehlen die Patienten

„Ich kann nur Mut machen, wieder in die Arztpraxis zu gehen!“, sagt Dr. Hans-Heiner Decker von der Kassenärztlichen Vereinigung in Neheim und gleichzeitig Allgemeinmediziner in Hüsten. Besonders chronisch Kranke, Diabetiker oder Asthmatiker sollten die früher regelmäßigen Arztbesuche nicht aufschieben. Auch Vorsorge-Untersuchungen seien für alle weiterhin wichtig. Die Gefahr, sich in der Arztpraxis mit Corona zu infizieren, sei sehr gering, so Decker weiter. Die Hygienemaßnahmen seien extrem hoch, und auch der Praxisablauf sei den Corona-Gegebenheiten angepasst. So sieht es auch der Freienohler Allgemeinmediziner Dr. Gisbert Breuckmann, gleichzeitig Vorsitzender der Ärztekammer in Arnsberg. Das Arbeiten in der Praxis sei durch die Umstellungen anders geworden, aber auch maximal sicher. Neben dem hohen Hygienestandard wären im Wartezimmer höchstens 2 Personen, wenn möglich würden die Patienten im Freien oder im Auto warten und per Handy aufgerufen. „Die Angst vor einer Corona-Ansteckung ist unbegründet und gefährlich, denn Kontroll-oder Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig und können Leben retten!“ so Breuckmann abschließend.

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