Arnsberg: Sexueller Kindesmissbrauch in Kirche Thema

In Alt-Arnsberg geht es heute Abend um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Grund ist ein früherer, inzwischen verstorbener Priester. Er war bis 2008 in der St-Laurentius Gemeinde in Arnsberg tätig. Und das, obwohl er bereits wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war. Missbrauchsfälle sind bislang keine in Arnsberg bekannt.

Bei der Gemeindeversammlung in der Propsteikirche St. Laurentius in Alt-Arnsberg will das Erzbistum Paderborn Aufklärungsarbeit leisten. Konkret geht es um den Einsatz eines einschlägig vorbestraften Priesters an verschiedenen Orten auf dem Gebiet des Erzbistums Paderborn. Der zunächst im Bistum Aachen inkardinierte Priester wurde im Jahr 1969 wegen Unzucht an minderjährigen Jugendlichen zu einer Haftstrafe verurteilt, die er 1970 und 1971 im offenen Vollzug in Attendorn verbüßte. Zwei fachärztliche und psychologische Gutachten sowie die Einschätzung des damaligen JVA-Leiters kamen derzeit zu dem Schluss, dass bei einem zukünftigen Einsatz keine weiteren Ausfälligkeiten im sexuellen Bereich zu erwarten seien. Das Bistum Aachen bat das Erzbistum Paderborn, den Priester nach dessen Haftentlassung auf dem Gebiet des Erzbistums einzusetzen. Dieser Bitte gab der damalige Paderborner Erzbischof Lorenz Kardinal Jaeger statt. Die Pfarrer und Seelsorger in den jeweiligen Gemeinden waren nach Aussage des Erzbistum Paderborn nicht über die Vorgeschichte des Geistlichen informiert. Der Beschuldigte wurde 2008 in Arnsberg in den Ruhestand versetzt und verstarb im Jahr 2016. Im Jahr 1991 erhielt der damalige Paderborner Erzbischof Degenhardt dann Hinweise, dass der Beschuldigte sexuelle Kontakte zu einem Jugendlichen unterhalten solle. Die Familie des Betroffenen wünschte seinerzeit zu dessen Schutz, dass die Handlungen nicht öffentlich gemacht würden. Es erfolgte eine Versetzung des Priesters nach Arnsberg. Erst später erhielt der Priester die Auflage, den früheren Einsatzort zu meiden.

Der Veranstaltungsort in der St- Laurentius Kirche wurde aufgrund der Größe der Kirche getroffen. Zunächst war nämlich ein kleinerer Veranstaltungsort im Gespräch. "Wir rechnen mit Interesse, können aber die Zahl der Teilnehmenden in Arnsberg noch nicht abschätzen. Daher wurde die Veranstaltung in die Propsteikirche verlegt", so eine Sprecherin des Erzbistums Paderborn. Eingeladen sind alle Kirchenmitglieder der katholischen Kirche in Arnsberg

Bisher bekannte Vorwürfe

Im Jahr 2010 erfuhr der damalige diözesane Missbrauchsbeauftragte aufgrund der Meldung einer Angehörigen des Betroffenen von den Vorwürfen. Mit dem Familienmitglied wurden daraufhin mehrere Gespräche geführt, ein Kontakt zum Betroffenen selbst konnte jedoch nicht hergestellt werden. Im Jahr 2013 informierte das Bistum Aachen über einen weiteren, dem Erzbistum Paderborn bisher nicht bekannten Vorwurf gegen den Geistlichen aus seiner Zeit im Bistum Aachen vom Anfang der 1960er Jahre. Die Bearbeitung dieses Vorwurfs erfolgte durch das Bistum Aachen. Ein weiterer Informationsaustausch über den beschuldigten Geistlichen fand zwischen den beiden Bistümern danach nicht mehr statt. Kenntnis von weiteren Vorwürfen gegen den Priester bezogen auf seine Einsatzzeit im Erzbistum Paderborn erhielt die Diözese erst nach dessen Tod. Insgesamt beziehen sich zwei bisher bekannte Vorwürfe auf die Zeit des Priesters in Peckelsheim, zwei weitere auf die Zeit in Rüthen. Aus Letmathe und Arnsberg liegen bisher keine weiteren Vorwürfe vor.

Betroffene können sich melden

Mit den Pfarrern der Gemeinden des Erzbistums Paderborn, in denen der Priester eingesetzt war, ist das Erzbistum im Gespräch. Sie werden die weiteren Informations- und Dialogbedürfnisse vor Ort einschätzen und auf Wunsch vom Erzbistum Paderborn bei der Durchführung von Angeboten unterstützen. Die Betroffenen, zu denen das Erzbistum im Kontakt steht, hat der Interventionsbeauftragte zuvor auf die Veröffentlichung vorbereitet.

Das Erzbistum bittet mögliche weitere Betroffene oder Personen, die mit relevanten Informationen zur weiteren Aufklärung beitragen können, sich bei den unabhängigen Ansprechpersonen oder der Interventionsstelle des Erzbistums zu melden. Alle Meldungen werden absolut vertraulich behandelt.

Beauftragte Ansprechpersonen im Erzbistum Paderborn

Unabhängige Ansprechpersonen:

Gabriela Joepen | 0160 - 702 41 65 | gabriela.joepen@ap-paderborn.de

Prof. Dr. Martin Rehborn | 0170 - 844 50 99 | missbrauchsbeauftragter@rehborn.com

Interventionsbeauftragter:

Thomas Wendland | 0171 - 863 1898 | thomas.wendland@erzbistum-paderborn.de

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