Ärger um Vogelschutzgebiet

Brilon und Marsberg fordern Verlängerung der Einspruchsfrist

Auf der Hochfläche von Brilon-Madfeld in Richtung Aabach-Talsperre.
© Radio Sauerland

Das geplante EU-Vogelschutzgebiet in Brilon und Marsberg sorgt weiter für Wirbel. In knapp drei Wochen läuft die Frist für Eingaben und Einsprüche ab. „Das ist viel zu kurz,“ protestiert Marsbergs Bürgermeister Thomas Schröder gegen die Vorgabe der Bezirksregierung in Arnsberg, „wir haben noch viel zu wenig Informationen über das gesamte Projekt!“ Außerdem sein viel zu wenig Zeit, um die notwenigen Beschlüsse auf den Weg zu bringen. Heute beschäftigt sich der Marsberger Haupt-und Finanzausschuß mit dem Thema, danach müsse der Rat noch die Sache absegnen. „Das ist zeitlich gar nicht zu schaffen!“ macht Schröder klar.

Entscheidung soll erst Ende Juni fallen

Brilons Bürgermeister Bartsch und sein Marsberger Kollege Schröder fordern deshalb eine Fristverlängerung bis mindestens Ende Juni. Bis dahin soll geprüft werden, inwieweit das geplante 120 Quadratkilometer große Vogelschutzgebiet die Entwicklung von Wirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus beeinflusst. Außerdem müssten Grundstückeigentümer Gelegenheit bekommen, ihre Einwände oder Bedenken einbringen zu können. „Dafür sind die Informationen über das Projekt bisher aber viel zu spärlich geflossen“, sagt Thomas Schröder, „alles geht viel zu schnell. Wir haben ja erst im Dezember von dem geplanten Vogelschutzgebiet erfahren. Das ganze Vorgehen war schon reichlich überfallartig!“

Experten liefern Infos über das Projekt

Zur Sitzung des Haupt-und Finanzauschusses heute in Brilon haben sich auch Mitarbeiter der Bezirksregierung und des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz(LANUV) angekündigt. Sie sollen den Politikern vor Ort Rede und Antwort stehen.

Das geplante EU-Naturschutzgebiet „Diemel-und Hoppecketal mit Wäldern bei Brilon und Marsberg“ erstreckt sich im Westen von Brilon-Esshoff über Marsberg-Essentho im Osten bis zum Diemelsee.

Der ehrenamtliche „Verein für Natur und Vogelschutz“ (VNV) hatte in den vergangenen Jahren das Gebiet systematisch erkundet und die Bestände an Vögeln katalogisiert. Dabei stellte sich heraus: Hier leben 32% der Raubwürger von ganz NRW. Außerdem haben die Hobby-Ornithologen weitere Vogelarten wie den Eisvogel, den Grauspecht, den Raufußkauz, den Rotmilan und den Schwarzstorch vorgefunden.

Mit der offiziellen Meldung der Befunde an das LANUV gilt das Gebiet bereits als „faktisches Vogelschutzgebiet“. Nach erfolgreichem Gang durch die Instanzen wie Bezirksregierung Arnsberg und LANUV wird es dann zum offiziellen EU-Vogelschutzgebiet.

In Medebach gibt es ein solches bereits mit dem „Vogelschutzgebiet Medebacher Bucht“ bereits seit 20 Jahren.

Infos dazu stehen auch auf der Internetseite der Bezirksregierung Arnsberg.

Rückenwind aus Berlin

Auch Dirk Wiese, der SPD-Bundestagsabgeordnete für den HSK, fordert mehr Zeit, um über das geplante Vogelschutzgebiet zu entscheiden. "Die derzeitige Frist bis zum 12. Februar ist viel zu kurz, um vollumfängliche sachlich fundierte Stellungnahmen im Hinblick auf die laufende Planung zu gewährleisten", so Wiese, "in Gesprächen habe ich bereits für eine entsprechende Verlängerung dieser Frist geworben. Es wäre ein wichtiges Signal an alle Beteiligten, wenn man jetzt auch von dieser Möglichkeit Gebrauch machen würde!"


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