Tag der Organspende: Widerspruchslösung für mehr Spenden?

Der 3. Juni ist Tag der Organspende in Deutschland. Dieser Tag soll darauf aufmerksam machen, dass es bei uns in Deutschland zu wenige Organspenden gibt.

© BZgA/Hardy Welsch

Allein in Nordrhein-Westfalen warten im Moment fast 1.800 Menschen auf eine lebensrettende Transplantation. Gleichzeitig ist im vergangenen Jahr die Zahl der Organspender in NRW um rund 18 Prozent gesunken - von 206 auf 169. Die allermeisten Gesundheitsminister in Deutschland setzen sich deshalb für die sogenannte Widerspruchslösung ein.

Spanien spendet mehr Organe, als dass sie gebraucht werden

Im Moment gibt es in Deutschland die Möglichkeit, einen Organspendeausweis bei sich zu tragen. Darauf kann man festlegen, ob man nach dem Tod Spender sein will oder nicht. Wenn das nicht geklärt ist, müssen die Angehörigen final entscheiden. In Spanien werden - anders als in Deutschland - zum Teil mehr Organe gespendet, als dort gebraucht werden. Dort gibt es die Widerspruchslösung und dort wurde über viele Jahre die Kultur der Organspende nach dem Tod aufgebaut. Dr. Scott Oliver Grebe ist einerseits Chef der nordrhein-westfälischen-Abteilung der Deutschen Stiftung Organtransplantation - andererseits Nierenspezialist aus Wuppertal. Er hatte bisher mit vielen Patienten zu tun, die auf eine Spenderniere warten und bis dahin auf eine aufwendige Dialyse angewiesen sind. Das Thema Organspende werde häufig verdrängt: "Weil man sich zu Lebzeiten nicht mit dem Tod auseinandersetzen möchte. Dialyse-Patienten können dies nicht nachvollziehen, sie wollen weiterleben."

Gegner sprechen von "staatlichem Zwang"

Gegner der Widerspruchslösung erklären oft, dass die Widerspruchslösung einem staatlichen Zwang zur Organspende gleichkäme und dass - ethisch gesehen - Schweigen keine Zustimmung sei. 2020 hat der Bundestag sich schon einmal gegen die Widerspruchslösung entschieden. Die Befürworter, wie Gesundheitsminsiter Karl-Josef Laumann, NRW-Gesundheitsminister, hoffen, dass die Entscheidung eines Tages mal anders aussieht. "Ich persönlich glaube, dass in den vergangenen Jahren viel gemacht worden ist. Wir haben Strukturen verbessert, auch was die Identifikation von möglichen Spendern in den Krankenhäusern angeht. Aber den letzten Schritt ist man bislang nicht gegangen, weil die Mehrheit fehlt." Ob sich dies bald ändert, wird sich zeigen.

Autor: José Narciandi

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