Sauerland: 800 Wohnungen fehlen im Jahr

Baustoff-Fachhandel fordert eine Senkung der Baustandards

© Pestel-Institut

Bis 2028 braucht der Hochsauerlandkreis den Neubau von rund 800 Wohnungen – und zwar pro Jahr. Diese Wohnungsbau-Prognose hat das Pestel-Institut in einer aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt ermittelt. Der Neubau sei notwendig, um das bestehende Defizit abzubauen. Nach Angaben des Instituts fehlen 2000 Wohnungen. Auch Nachkriegsbauten, bei denen sich die Sanierung nicht mehr lohnt, müssten nach und nach ersetzt werden. Das Pestel-Institut hat die Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel durchgeführt.

Leerstehende Wohnungen ändern nichts am Wohnungsbedarf

Am Wohnungsbedarf im Hochsauerlandkreis ändere auch die Zahl leerstehender Wohnungen nichts, so das Pestel-Institut: Der aktuelle Zensus registrierte für den Hochsauerlandkreis rund 6.170 Wohnungen, die nicht genutzt werden. Das seien 4,6 Prozent vom gesamten Wohnungsbestand im Kreis. Ein Großteil davon – nämlich rund 3.860 Wohnungen – stehe jedoch schon seit einem Jahr oder länger leer. „Das sind immerhin rund 62 Prozent vom Leerstand. Dabei geht es allerdings oft um Wohnungen, die auch keiner mehr bewohnen kann. Sie müssten vorher komplett – also aufwendig und damit teuer – saniert werden“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut.

Grundsätzlich sei ein gewisser Wohnungsleerstand aber immer auch notwendig. „Rund 3 Prozent aller Wohnungen, in die sofort jemand einziehen kann, sollten frei sein. Schon allein, um einen Puffer zu haben, damit Umzüge reibungslos laufen können. Und natürlich, um Sanierungen überhaupt machen zu können. Aber es wird nur selten gelingen, Wohnungen, die lange leer stehen, wieder zu aktivieren und an den Markt zu bringen“, so das Fazit von Günther.

Denn viele Hauseigentümer halten sich nach Beobachtungen des Pestel-Instituts mit einer Sanierung zurück: „In ihren Augen ist eine Sanierung oft auch ein Wagnis. Sie sind verunsichert. Sie wissen nicht, welche Vorschriften – zum Beispiel bei Klimaschutz-Auflagen – wann kommen. Es fehlt einfach die politische Verlässlichkeit. Ein Hin und Her wie beim Heizungsgesetz darf es nicht mehr geben“, kritisiert der Leiter des Pestel-Instituts. Außerdem hapere es bei vielen auch am nötigen Geld für eine Sanierung.

Deutscher Baustoff-Fachhandel wirft Politik Augenwischerei vor

Für Katharina Metzger, die Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Bau-Fachhandel, macht die Untersuchung eines deutlich: „Es ist eine Milchmädchenrechnung, die leerstehenden Wohnungen gegen den aktuellen Bedarf an Wohnungen gegenzurechnen. Das funktioniert so nicht. Politiker, die das gerade versuchen, betreiben Augenwischerei.


Für die Verbandschefin vom Baustoff-Fachhandel steht fest: „Der Wohnungsbau ist auch im Hochsauerlandkreis das Bohren dicker Bretter.“ Um voranzukommen, fordert Metzger, die Baustandards zu senken: „Einfacher bauen – und damit günstiger bauen. Das geht, ohne dass der Wohnkomfort darunter leidet. Andernfalls baut bald keiner mehr.“ Es müsse ein „starkes Abspecken“ bei Normen und Auflagen geben – im Bund, bei den Ländern und Kommunen. Katharina Metzger warnt: „Am Ende stoppen überzogene Förderkriterien, Normen und Auflagen den Neubau von Wohnungen – von hoch geschraubten Klimaschutzmaßnahmen, ohne die es keine Förderung gibt, bis zu Stellplätzen, ohne die erst gar nicht gebaut werden darf.“

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