Lehrermangel in Nordrhein-Westfalen: Das will die Schulministerin dagegen unternehmen

Leichterer Seiteneinstieg, Unterstützung durch Alltagshelfer und längere Abordnung der Lehrkräfte. Dorothee Feller hat ihre Ideen für den Kampf gegen den Lehrermangel vorgestellt.

NRW-Schulministern Dorothee Feller (CDU) hat am Mittwochvormittag im Landtag ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung vorgestellt. Der Lehrermangel stelle dabei die zentrale Herausforderung an den Schulen in NRW dar, sagte Feller. Rund 8.000 Lehrerinnen und Lehrer fehlen aktuell an den Schulen, davon die meisten an Grundschulen. Zuletzt hatte es zwar laut der Schulministerin einen leicht positiven Trend bei den Neueinstellungen gegeben, insgesamt konnten bis Dezember diesen Jahres 1.200 Lehrerstellen besetzt werden. Trotzdem sei die Unterrichtsversorgung eine Daueraufgabe und werde nie abgeschlossen sein. Im Mittelpunkt des Maßnahmenpakets der Ministerin stehen ein leichterer Seiteneinstieg in den Lehrerberuf, mehr und längere Zwangs-Abordnungen von Lehrkräften und die Möglichkeit, in Zukunft "Alltagshelfer" auf unbesetzte Stellen für Lehrer einzustellen, um die Lehrkräfte an den Schulen zu unterstützen.

Insgesamt nannte Feller drei Bereiche, um die Schulen kurz-, mittel- und langfristig zu entlasten.

Lehrerausbildung und -einstellung

Zukünftig soll der Seiteneinstieg für Grundschulen geöffnet werden. Masterabsolventen mit Berufserfahrung sollen mit einem zweijährigen Vorbereitungsdienst in den Lehrerberuf an Grundschulen einsteigen können. Das Angebot ist auf fünf Jahre befristet. Außerdem sollen Lehrkräfte an Gymnasien und Gesamtschulen künftig immer auch an einer Grundschule arbeiten können. Auch, wenn sie vorher kein Grundschulfach unterrichtet haben.

Flexibler soll in Zukunft auch der Vorbereitungsdienst für Studienabsolventen und Studienabsolventinnen für Gymnasiallehramt werden. Sie könnten ihren Vorbereitungsdienst dann auch an Grundschulen oder an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen ableisten.

Wertschätzung und Entlastung

Um den Lehrkräften mehr Wertschätzung entgegenzubringen, hat die Landesregierung bereits einen Gesetzentwurf zur Anhebung der Besoldungsgruppe auf A13 vorgelegt. Das Ministerium für Schule und Bildung plant zudem eine neue Werbekampagne für den Lehrerberuf. Auch hier soll das Thema Wertschätzung im Mittelpunkt stehen.

Zur Entlastung der Lehrkräfte kann künftig durch die zentralen Prüfungen in Klasse 10 eine Klassenarbeit weniger geschrieben werden. Außerdem können die Schulen befristet "Alltagshelfer" einstellen. Sie sollen die Lehrer bei der Unterrichtsvorbereitung und bei der Betreuung der Kinder unterstützen.

Dienstrechtliche Maßnahmen

Bisher waren Abordnungen von Lehrern nur für sechs Monate vorgesehen. Mit dem neuen Maßnahmenpaket wird die Abordnung von Lehrkräften nun für bis zu zwei Jahre möglich sein. Damit sollen Schulen, die unter besonderem Druck stehen, gezielt unterstützt werden. Und auch aus pädagogischer Sicht sei eine Abordnung von mehr als einem halben Jahr besser für die Kinder, betonte Feller. Die längere Abordnungszeit soll schon in der Stellenausschreibung deutlich gemacht werden. Außerdem können sich befristet beschäftigte Vertretungslehrer unter bestimmten Voraussetzungen künftig auch für eine Festanstellung bewerben.

Maßnahmenpaket laut SPD "Handlungsreförmchen"

Für die SPD erfüllt das Maßnahmenpaket nicht die Erwartungen. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion Ott verglich das Maßnahmenpaket der Ministerin mit einem "Handlungsreförmchen". Die Hütte brenne, und die Schulministerin komme mit einem Eimer Wasser, kommentierte Ott. Die SPD kritisiert, dass die kurzfristige Entlastung der Lehrkräfte fehle. Denn es benötige auch eine Entlastung der Kollegen vor Ort und dazu müssten vor allem die Lehrpläne angepackt werden.

Autorin: Antonia Röper

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