David Garrett präsentiert seine «Millennium Symphony»

Geiger David Garrett
© Rolf Vennenbernd/dpa

Star-Violinist

Aachen/New York (dpa) - «Das ist doch Taylor Swift!», «Und das Ed Sheeran, oder?», «War das nicht dieser Harry Styles?»: Wer das neue Album von Star-Geiger David Garrett hört, kann nebenbei sehr gut überprüfen, ob er in den vergangenen 25 Jahren musikalisch auf der Höhe der Zeit gelebt hat oder nicht. 

In Würde ergraute aber auch oft durchgenudelte Klassiker aus den 70ern, 80ern oder 90ern wird man auf seinem jüngsten Werk «Millennium Symphony» (Veröffentlichung 18.10.) nicht finden. Garrett, berühmt für seine Bearbeitung von bekannten Songs für die Geige, hat sich entschieden, auf der Suche nach frischem Material erst mit der Jahrtausendwende anzufangen.

Warum? Das hat mit dem Vorgänger-Album «Iconic» zu tun, wie er sagt. Das war nämlich anders gelagert. «Es war ein Album mit einer Auswahl von Klassik-Stücken, die ich neu bearbeitet habe», sagt Garrett der Deutschen Presse-Agentur. Er sei damit eineinhalb Jahre weltweit getourt. «Für mich als Künstler ist es natürlich spannend, nach so einem Projekt einen radikalen Wechsel zu vollziehen», sagt er. «Ich hatte daher das Gefühl, dass es sich richtig anfühlt, jetzt etwas zu machen, das ein Stück weit moderner und aktueller ist.»

Nicht vorwerfen lassen, etwas nicht probiert zu haben

Herausgekommen sind «die größten Hits der jüngeren Popgeschichte in einem monumentalen und genreübergreifenden Rückblick der Spitzenklasse», wie es etwas marktschreierisch im Begleitmaterial heißt: beispielsweise «Shake It Off» (Taylor Swift), «Blinding Lights» (The Weeknd), «As It Was» (Harry Styles), «Shape Of You» (Ed Sheeran), «Flowers» (Miley Cyrus) und - ein deutsches Phänomen - «Komet» (Udo Lindenberg & Apache 207).

Manche Stücke sind auch eine etwas speziellere Wahl - etwa «Welcome To The Black Parade» (My Chemical Romance) und «Mein Herz brennt» (Rammstein). Bei manchen ist man überrascht, dass sich daraus ein Geigen-Stück entwickeln lässt - bei manchen wirkt der Einsatz von Garretts Parade-Instrument sehr organisch und fast zwangsläufig.

Er habe nach Stücken gesucht, die gut auf der Geige funktionierten - und zu denen er einen Bezug habe. «Natürlich gibt es auch die ein oder andere Nummer auf dem Album, die bei mir privat nicht zwingend ganz oben auf der persönlichen Playlist ist. Bei diesen Nummern habe ich aber während des Schreibens eine Qualität erkannt, die mich fasziniert hat», sagt Garrett. 

Das beste Beispiel dafür sei «Despacito», der große Sommerhit. «Da habe ich mich ein Stück weit selbst gezwungen, mal auszuprobieren, wie weit ich komme. Ich wollte mir nicht vorwerfen lassen, etwas nicht ausprobiert zu haben», sagt der Geiger.

Garrett weiß durchaus, wie seine Arbeit besprochen wird, seit er mit 13 Jahren - Status: Wunderkind! - den ersten Plattenvertrag erhielt. Klassik-Kenner schätzen die Fähigkeiten des in Aachen geborenen Geigers durchaus, andere Teile des Publikums finden seine Zugewandtheit zum Massen-Geschmack, seine Rockstar-Attitüde und Eigenwerbungen wie «ein neuer Crossover-Geniestreich» im Zusammenhang mit dem Album belächelnswert. «David Hasselhoff der Klassik», so etwas hat man schon gelesen. 

Unterhaltung in der Klassik? Das gab es doch schon immer

Wenn man es richtig deutet, lässt das Garrett ziemlich kalt. «Millennium Symphony» etwa sei gar nicht für Klassik-Puristen geschrieben. Und Zuschreibungen wie «David Hasselhoff der Klassik» seien auch nie aus dem kundigen Feuilleton gekommen. Er finde es gleichwohl seltsam, dass man in Verruf geraten kann, weil man unterhaltsame Musik mache. 

Klassische Komponisten hätten doch auch immer unterhalten wollen, nach der Zeit der Barockmusik, die kirchlich angehaucht gewesen sei. «Dieser Aspekt der Unterhaltung, den es in der Klassik über Jahrhunderte gab, der wird oft in den Hintergrund geschoben», sagt der Violinist. 2025 geht er auf Welt-Tournee. Es werden wohl wieder viele Leute kommen. 

Ob die Musiker, die die Originale gesungen haben, seine Stücke kennen - das weiß Garrett übrigens nicht. Es gebe zwar Kontakt zu den Labels, denn man brauche ja das Okay, um ein Original zu bearbeiten. «Ob meine Bearbeitungen am Ende auch die Künstler selbst erreicht haben, das kann ich nicht zu 100 Prozent sagen», sagt er. 

«Ich weiß nicht, ob sich Taylor Swift meine Sachen anhört.» Interessieren würde ihn das allerdings sehr, weil ihn auch die Menschen hinter den Hits faszinierten. «Am liebsten würde ich Taylor Swift zum Abendessen einladen und mit ihr über ihre Musik sprechen, ganz klar.»

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