Sauerland: Viele Traditionen an Karfreitag

In Hallenberg wird das Osterfeuer bereits morgen entzündet

Viele Dörfer und Städte im Sauerland bereiten ihre Osterfeuer vor. Die meisten werden Samstag und Sonntag abgebrannt. Ausnahmen sind Hallenberg und Meschede-Mülsborn. Die Mitglieder des Burschenvereins in Hallenberg schwärmen schon morgen früh aus und sammeln das Brennmaterial für das Osterfeuer ein. Am Abend wird es entzündet.

In Sundern im Alten Testament treffen sich die Männer morgen Abend zum Bußgang zur Kehlkapelle in Hellefeld. Diese Tradition haben Jugendliche 1936 als Auflehnung gegen den Nationalsozialismus begonnen.

Katholische Familien aus Neheim und Voßwinkel gehen morgen Vormittag den Kinderkreuzweg. In Neheim-Voßwinkel treffen sich katholische Christen Karfreitag außerdem zur Karfreitagsprozession „Sieben Fußfälle“. Sie startet um 9:15 Uhr am Kreuzaltar „In der Heide“.

Der Karfreitag ist ein sogenannter stiller Feiertag. Die Glocken der Kirchen sind stumm, die Altarkerzen aus, die Kreuze verhängt. Es herrscht Tanzverbot. Die Kirchenglocken läuten bis zur Osternacht und der Auferstehungsfeier nicht mehr. Der Karfreitag erinnert an das Leiden Christi.

Hallenberger Osterfeuer wird vom Burschenverein organisiert

Auf seiner Homepage berichtet der Burschenverein Hallenberg über die Geschichte und den Ablauf des Osterfeuers:

Im Jahre 1921 wurde es auf den Ostersonntag gelegt, aber ist wohl nach wenigen Jahren wieder auf den Karfreitag zurückgelegt worden, denn dieser Tag gilt seit undenklichen Jahren als Tag des Hallenberger Osterfeuers. Warum es sich somit nicht um ein richtiges „Osterfeuer“ handelt ist unklar, vermutlich liegt es daran, dass der Karsamstag durch die Vorbereitung und Durchführung der Osternacht belegt war.

Auch der Ort, an dem das Feuer abgebrannt wurde, wurde in der Vergangenheit öfter gewechselt. Mindestens seit 1921 bis in die 50er Jahre brannte das Feuer auf dem Kreuzberg. Dieser Platz wurde dann aber aufgegeben, als dies der Baumbewuchs erforderlich machte. In den Kriegsjahren 1940-45 durfte aus Luftschutzgründe sogar gar kein Feuer abgebrannt werden. Von 1957 bis 1960 und noch einmal 1970 wurde der Siegelsberg als Brandstelle auserwählt. Seit dem leuchtet Karfreitags das Osterfeuer vom Langeloh aus.

"Burschen" müssen früh raus

Die Burschen treffen sich morgen um 7 Uhr auf dem Marktplatz, egal wie das Wetter ist. Einige Burschen kommen mit Traktoren und Anhängern, diese werden mit weiteren Burschen aufgefüllt um dann auszuschwärmen um Brennmaterial zu holen. Eine weitere Gruppe um den Burschenoberst fährt direkt an den Feuerplatz um das Gerüst des Feuers aufzubauen. Dazu stellen sie vier lange Fichtenstangen, die bereits am Donnerstag geschlagen und entastet werden, in einem Quadrat von 4×4 Metern auf. Die Stangen werden nach oben hin dichter, sodass das Feuer auf der Spitze nur noch Rechteck von 2×2 Metern umfasst. 

Damit die Stangen in ihrer Position bleiben, werde sie entsprechend verstrebt und somit auch abgestützt. Auf Mannshöhe wird dann durch quergelegte Stämme eine Plattform geschaffen, auf die später das Brennmaterial geschichtet wird. Der Raum unter diesem so genannten „Tisch“ wird mit Stroh ausgefüllt. Im Laufe des Tages müssen etliche Wagenladungen mit Fichtenreisern, -ästen und kleineren Bäumen in das Gerüst verpackt werden. Da alles nur aus Muskelkraft ohne technische Hilfsmittel geschieht, ist dieser Akt ziemlich kraftaufwendig, Früher wurden als Brandverstärker noch Reifen und Altöl mit ins Feuer gegeben, hierauf wird aber heute aus Umweltschutzgründen verzichtet. 

Wenn das Werk am Nachmittag dann vollendet ist, wird aufgeräumt und eine Wachmannschaft zurückgelassen. Am Abend gehen die Burschen dann traditionsgemäß mit dem Burschenoberst und dem Präses auf den Kreuzberg um den Kreuzweg für verstorbene Vereinsmitglieder zu beten. Nach dem Gebet läuft die Gruppe im Fackelschein vom Kreuzberg zur Feuerstätte am Langeloh.

Die Ankunft vor Ort richtet sich nach dem Einbruch der Dunkelheit. Am Osterfeuer haben sich dann bereits etliche Zuschauer versammelt. Auch Mitglieder der Feuerwehr sind zur Sicherheit zugegen. Nachdem die Burschengruppe mit ihren Fackeln einmal um das Feuer gegangen ist, stellt sie sich hangabwärts unter dem Feuerstoß auf. Nun wird das Passionslied „O Haupt voll Blut und Wunden“ gesungen. Nach der ersten Strophe wird dann das Osterfeuer vom Burschenoberst entzündet. Das Passionslied lässt darauf schließen, dass das Feuer noch kein Freudenfeuer zur Auferstehung, sondern noch im Zeichen der vorösterlichen Passionszeit steht.

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