Sauerland: IG Bau warnt vor Streik im Bauhauptgewerbe

Trotz Schlichterspruch: Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe drohen zu scheitern

© IG Bau

Die IG Bau Westfalen-Mitte warnt vor einem Streik im Bauhauptgewerbe. Dann würden Bagger, Kräne und Betonmischer auch auf Sauerländer Baustellen stillstehen. Der Grund: Die Tarifrunde droht zu platzen. Bauhandwerk und Bauindustrie würden bislang keine Anstalten machen einen Schlichterspruch zu akzeptieren, so die Gewerkschaft. Sie appelliert an die Bauunternehmen im HSK Druck auf ihre Verbände zu machen. Insgesamt gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 249 Bauunternehmen im Hochsauerlandkreis. Aktuell arbeiten dort mehr als 3.300 Beschäftigte.

IG Bau befürchtet Fachkräfte-Flucht

Friedhelm Kreft, der Bezirksvorsitzende der IG BAU Westfalen Mitte-Süd erwartet eine „regelrechte Fachkräfte-Flucht“ von den Baustellen: „Wenn nicht mehr in die Lohntüten kommt, dann sind die Leute ruckzuck weg. Viele werden dem Bau den Rücken kehren.“ Denn wer auf dem Bau arbeite, der finde überall schnell einen neuen Job. „Das Problem dabei: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder auf den Bau zurück“, macht Kreft deutlich.

Um das „noch in letzter Minute zu verhindern“, müssten die Bauunternehmen im Hochsauerlandkreis ihren eigenen Verbänden von Bauhandwerk und Bauindustrie jetzt „gehörig auf die Füße treten“: „Es steht Spitz auf Knopf. Entweder die Arbeitgeber nehmen den Schlichterspruch an oder der Bau steht still – und wird dann auch nicht wieder richtig auf die Beine kommen“, warnt Kreft.

Die Gewerkschaft spricht von einer „Schicksalsstunde für den Bau“. Bauhandwerk und Bauindustrie in Nordrhein-Westfalen hätten es jetzt in der Hand, „die Notbremse zu ziehen“. Viel Zeit bleibe ihnen dafür allerdings nicht mehr: Die Branche brauche ein schnelles Ja zum Schlichterspruch – und damit ein Signal, dass „der massive Lohnverlust, den die Inflation verursacht hat, endlich aufgefangen wird“.

Schlichterspruch

Mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, habe ein erfahrener Schlichter eine klare Empfehlung gegeben, so die IG Bau: Bauarbeiter sollen demnach ab Mai mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dann um weitere 4,15 Prozent steigen. Außerdem sollen die Azubis auf dem Bau im Hochsauerlandkreis beim Start ihrer Ausbildung bereits 1.080 Euro pro Monat verdienen. „Das ist ein Paket, mit dem der Bau attraktiver wird. Und zwar so, dass er seine Leute halten und Nachwuchs gewinnen kann“, macht IG BAU-Bezirksvorsitzender Kreft deutlich.

Außerdem erwarte der Schlichter ein Anziehen der Baukonjunktur. Er geht, so die IG BAU, von einem Aufschwung beim Wohnungsbau aus: Die Zahl der dringend benötigten Wohnungen werde in den nächsten Jahren zu einer „deutlichen Steigerung“ der Aufträge und Umsätze im Bereich des Hochbaus führen“, so Bau-Schlichter Schlegel.

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